Schwarzenbach verfolgt nachhaltig die Idee von grüner und regionaler Wertschöpfung bei der Stromproduktion
In Schwarzenbach a.d. Saale ist im Bereich östlich vom Ortsteil Langenbach die Errichtung von bis zu vier Windkraftanlagen vorgesehen. Dementsprechend hatte im Herbst 2023 die Stadt einen Antrag beim zuständigen regionalen Planungsverband Oberfranken-Ost gestellt, für die ca. 102 ha große Fläche „Martinlamitz-Nordost“ in die „vorgezogene Fortschreibung“ des Teilkapitels Windenergie aufzunehmen. Zwischenzeitlich wurde seitens des Planungsverbandes ein erster Umweltbericht erstellt und das vorgeschriebene Beteiligungsverfahren begonnen. Insofern wird seitens des regionalen Planungsverbandes Oberfranken-Ost die Möglichkeit eingeräumt eine Stellungnahme zu dem vorgesehenen Vorranggebiet Windenergie „Martinlamitz-Nordost“ wie auch zu 12 weiteren Standorten im Planungsverbandsgebiet abzugeben. Dies nahm Bürgermeister Hans-Peter Baumann zum Anlass, noch vor einer Behandlung die Angelegenheit in der Juli-Stadtratssitzung insbesondere Bürgerinnen und Bürgern der umliegenden Ortsteile zu einem Informationsabend einzuladen, bei dem auch der mögliche Investor, hier die Firma Sandler AG aus Schwarzenbach a.d. Saale sowie der Projektentwickler, die Firma Primus aus Regensburg, zugegen waren.
Bürgermeister Hans-Peter Baumann erläuterte zunächst die Hintergründe, warum seitens des Stadtrates beschlossen wurde, eine Fläche für Windenergie ausweisen zu lassen. Dies liege z. B. am Windflächenbedarfsgesetz des Bundes, mit dem der Freistaat Bayern verpflichtet sei, bis 2032 1,8 % der Landesfläche für Windkraftanlagen auszuweisen. Hierbei sind 1,1 % der Landesfläche bereits bis Ende 2027 zu erfüllen. Im Planungsverbandsgebiet liegt der Prozentsatz aktuell bei 0,7%. Sollten die Flächenziele nicht erreicht werden, so sieht die gesetzliche Regelung vor, dass Windenergieanlagen im sog. Außenbereich privilegierte Vorhaben kraft Gesetzes werden. Ein Bau würde dann – zwar unter Einhaltung z. B. von immissionsschutzrechtlichen Voraussetzungen – überall im Außenbereich möglich sein. Die Gemeinden oder auch der Planungsverband würden sodann keine Regelungsmöglichkeit hinsichtlich mehr besitzen. „Wenn die Gemeinden wie die Stadt Schwarzenbach nicht selbst entscheiden, würde uns in einem weiteren Bereich die Planungshoheit genommen, wie dies zuletzt bereits bei PV-Anlagen im 200-Meterbereich entlang von Eisenbahnstrecken erfolgte“, so Bürgermeister Baumann. Entscheidend war darüber hinaus für die Entscheidung der Stadt die Produktion erneuerbaren Energien zu stärken und dies gerade unter dem Aspekt einer regionalen Wertschöpfung, mithin der Einbindung eines örtlichen Investors mit dem Stromverbrauch vor Ort.
Baumann ging sodann auf die bereits untersuchten Schutzgüter wie Mensch, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, Fläche und Boden, Wasser, Luft und Klima, Landschaft sowie Kulturgüter und sonstige Sachgüter ein. Laut dem Umweltbericht liegen in der beabsichtigten Fläche keine Brutnachweise kollisionsgefährdeter Vogelarten vor. Negative Einflüsse wie z.B. auf den Uhu, die Fledermaus oder Wiesenbrüter konnten verneint werden. Bürgermeister Baumann verwies auf die Notwendigkeit der Versorgungssicherheit wie auch der Bezahlbarkeit von Energie zu wirtschaftlichen Preisen. Dies sei im Interesse sowohl der Bürgerschaft als auch von Industrie und Gewerbe und Voraussetzung für den Erhalt von Arbeitsplätzen, der Wohnqualität, aber auch der Infrastruktur vor Ort. Die Windenergie sei hierbei ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der Energieversorgungsplanung für die Stadt Schwarzenbach.
Seitens der Firma Sandler wurde durch das Vorstandsmitglied Phillip Ebbinghaus sowie der Nachhaltigkeitsmanagerin Katharina Obergruber dargelegt, welche Herausforderungen im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Produktion durch den Gesetzgeber und den Markt bestehen. Durch eigene Windräder in unmittelbarer Nähe zum Standtort in Schwarzenbach würde eine größere Unabhängigkeit von Schwankungen bei den Energiepreisen wie auch ein besserer CO2-Fußabdruck erzielt. Der geplante Standort der Windanlagen habe den großen Vorteil Strom direkt von den Windenergieanlagen in das Werk einzuspeisen. „Mehr Nachhaltigkeit geht nicht“, so Obergruber. Deshalb sei die Idee geboren worden, den Standort der Vliesstoffproduktion durch die Errichtung von Windkrafträdern zu stärken. „Aktuell befinden wir uns in der komplexen Prüfung von Zahlen und Fakten, um dann eine Entscheidung hinsichtlich der Investition treffen zu können. Wir können uns nur dann für das Projekt entscheiden, wenn diese Groß-Investition unsere Wettbewerbsfähigkeit stärkt und wir damit nachhaltig zur Sicherung unseres Standorts Schwarzenbach beitragen könnten“, erläuterte Phillip Ebbinghaus.
Seitens der Firma Primus AG wurden die bisherigen Planungen vorgestellt. So seien vier moderne Anlagen der Firma Enercon des Typ E-175 EP5 im Gebiet östlich von Langenbach vorgesehen. Vor Beantragung eines Bauantrages seien noch Gutachten zu erstellen, wie auch Untersuchungen und Windmessungen vorgenommen werden müssen.
Die Vertreter der Firmen Sandler und Primus standen ebenso wie der Bürgermeister den rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Die Beteiligungsunterlagen können auch im Internet auf der Homepage des Regionalen Planungsverbandes Oberfranken-Ost unter www.oberfranken-ost.de und der Internetseite der Regierung von Oberfranken unter www.reg-ofr.de/frp sowie bei der Geschäftsstelle des Planungsverbandes Oberfranken-Ost und bei der Regierung von Oberfranken, Sachgebiet 24, eingesehen werden. Bis zum 26.07.2024 besteht Gelegenheit, sich gegenüber dem Regionalen Planungsverband Oberfranken-Ost (geschaeftsstelle@oberfranken-ost.de) per E-Mail, elektronisch unter dem Link www.planungsverband-oberfranken-ost.de/beteiligungsverfahren-windenergie/ oder schriftlich zu äußern.